EINDRüCKE
Besuch Balashram im November 2013
Seit einigen Jahren sammeln wir Geld für unsere Schulklasse im Balahsram. Zwar waren wir stets davon überzeugt, dass wir eine gute Sache unterstützen, doch war nun die Zeit gekommen, da wir dies mit unseren eigenen Augen sehen und vor Ort ein persönliches Bild machen wollten.
Voller Vorfreude waren wir also am 4. November 2013 unterwegs ins Balashram. Die chaotische Anfahrt über holprige Strassen und durch all die armseligen Dörfer gab uns einen ersten Einblick in das indische Leben; kaum .... [mehr]
Wiedersehen im Hariharananda Balashram
Vor wenigen Wochen besuchte ich erneut die Balashram Internatsschule in Indien. Ich war wirklich erfreut, all die fröhlichen Gesichter der Kinder wieder zu sehen und die Fortschritte, die sie zwischenzeitlich gemacht haben, zu bestaunen. Besonders angetan war ich von den Neuzugängen, 40 Jungen und Mädchen, die seit April 2007-2008 die Vorschulklasse ("Nursery") besuchen. Wie ihre älteren Mitschüler kommen diese Kinder aus sehr armen Familien: einige sind Halb- oder Vollwaisen, andere lebten bis zu ihrer Aufnahme in die Internatsschule zusammen mit 8 bis 10 Familienmitgliedern in strohgedeckten Hütten - auf 3 m²! Ich habe die Orte aufgesucht, aus denen einige unserer Neuzugänge herstammen und war ergriffen, unter welch schwierigen Bedingungen diese Kinder bisher leben mussten. Das Schicksal der 3-jährigen Swati aus der neuen Vorschulklasse hat mich dabei besonders berührt.
Die Mutter Bidyulata war mit Vpitabas verheiratet, der einer höheren Kaste angehörte. Obwohl es in Indien seit 50 Jahren offiziell kein Kastenwesen mehr gibt, folgen viele Menschen immer noch den alten Traditionen. Die Ehe der beiden war von vorneherein schwierig, weil sie ohne Einwilligung der Eltern erfolgte. Unglücklicherweise starb Vpitabas an Malaria und hinterließ seine Frau mit den gemeinsamen 4 Kindern. Ihre Schwiegereltern weigerten sich, die Witwe aufzunehmen, da sie einer niederen Kaste angehörte, während die eigenen Eltern zu arm waren, um sie unterzubringen und zu versorgen. Völlig mittellos lebte sie daher mit den Kleinen - darunter Swati - lange Zeit unter einem Baum. Können Sie sich den Mut und die Kraft dieser Frau vorstellen, die ihre Kinder nicht aufgibt und stattdessen betteln geht, um ihre zwei Mädchen und zwei Buben am Leben zu erhalten? Durch den Hinweis eines Dorfbewohners wurde das Auswahlkomitee des Balashram auf die Witwe aufmerksam, das sich rasch entschloss, die 3-jährige Swati in den Schuljahrgang 2007-2008 aufzunehmen. Kurz darauf erhielt Mutter Bidyulata von der Regierung ein Stückchen Land, auf dem sie mit ihren eigenen Händen eine kleine Strohhütte gebaut hat, in der sie nun mit den anderen drei Kindern lebt. Zum Zeitpunkt meines Besuches traf ich sie mit ihrer jüngsten Tochter an, die ab dem nächsten Jahr ebenfalls in die Balashram Internatsschule aufgenommen wird.
Als während meines Besuches der 100. Geburtstag des Balashram-Namensgebers und berühmten indischen
Philanthropen Paramahamsa Hariharananda in großem Stil gefeiert wurde, zeigten die Buben und Mädchen
der Internatsschule, dass neben schulischen noch andere Talente in ihnen stecken. Vor achttausend begeisterten
Zuschauern führten sie mit großem Selbstvertrauen und Meisterschaft ein Theaterstück auf, spielten diverse
Instrumente, tanzten und sangen, sodass ihnen die Herzen aller Anwesenden nur so zuflogen!
Als ich nach einigen intensiven Tagen das Ausgangstor des Balashram passiere, schaue ich ein wenig wehmütig zurück.
Ein paar Schulkinder winken mir zum Abschied freundschaftlich zu...
Marie-Pierre Zerr (Projektkoordination)
Eindrücke vom Balashram Januar 2007-2008
Anfang dieses Jahres hatte ich die wunderbare Gelegenheit, das Kinderheim in Indien,
von dem ich schon viel gehört hatte und das ich auch aktiv unterstütze, zu besuchen. Ich
entschied mich, meine Eindrücke zu Papier zu bringen und so entstand dieser kurze Bericht:
Nach einer mehrstündigen Fahrt ins Landesinnere des Bundesstaates Orissa in Indien auf holprigen Strassen
hält der Bus vor einem grossen Tor, dem Eingang des "Hariharananda Balashram". Es ist nach Mitternacht,
die Luft kühl. Direkt vor mir erblicke ich zwei grosse Gebäude, dessen obere Stockwerke noch in Bau sind.
Stille. Ich überlege mir, wo die Kinder schlafen, denn das ganze Gelände wirkt um diese Uhrzeit wie ausgestorben.
Unser Nachtquartier ist im Gebäude der jüngsten Kinder. Auf Decken legen wir uns in einem Klassenzimmer hin.
Die Wände sind freundlich bemalt mit bestimmten Lerntafeln, wie z.B. einer geographischen Karte mit den
verschiedenen Teilen von Orissa. Auf der linken Seite eine Zeichnung, wo man stumpfe und rechte Winkel
bestimmen kann, auf meiner Rechten ein Mensch, dessen Körperteile auf Englisch beschrieben sind.
Mit diesen ersten Eindrücken holt mich der Schlaf langsam ein.
Nach einer kurzen Nacht werden wir gegen ca. 5 Uhr von einer Gruppe singender und mit einfacher
Perkussion begleiteter Gruppe geweckt, welche durch das Gelände spaziert. Die Nachtruhe der Kinder
ist von 21 Uhr bis 5 Uhr Morgens. Ich höre muntere Stimmen und Gelächter - der Gegensatz zur nächtlichen
Stille. Unten an der Treppe angekommen, begegne ich einer Schar neugierig lachender Kinder in rot-beiger
Schuluniform. Hier wird mir bewusst, dass sich mein äusseres von den indischen äusserlichkeiten unterscheidet,
denn beim Zähneputzen werde ich von über 70 fröhlichen Kinderaugenpaaren aufmerksam und eingehend gemustert.
Die Stimmung ist ausgelassen und als die Lehrerin kommt, begeben sich die Kinder zügig ins Klassenzimmer.
Ich bin erstaunt über die plötzliche Ordnung und Ruhe, die von einem Moment auf den Andern herrscht.
Pause: Beim Betreten der Terrasse packen mich zwei Mädchen an den Händen mit dem Ausruf "jump, jump!" .
Die Lebensfreude ist ansteckend und es ist für mich eine überraschung, jene zwei 4-jährigen Kinder
diese einfachen englischen Wörter sprechen zu hören. So werden sie von Anfang an mit der internationalen
Sprache vertraut gemacht, was die Zukunftsaussichten auf eine Ausbildung oder Studium wesentlich erhöht.
Gegessen wird im Schneidersitz auf dem Boden (selten mit Löffeln), von Palmblättern oder aus Blättern geformten
Tellern, welche mit dünnen Hölzchen zusammengehalten werden. Mit der rechten Hand wird die Speise aus dem
Teller genommen und mit Hilfe des Daumens zum Mund geführt. Die linke Hand dient für eher schmutzige Verrichtungen
und hat nichts im Teller zu suchen. So hat jede Kultur ihre eigenen Tischregeln!
Vom Dach des Balashrams mache ich kurz Bekanntschaft mit einer Nachbarsfrau, welche mir zuwinkt.
Der Gedanke bestürzt mich, zu sehen, dass diese Familie in Lehmhütten wohnt und die Kinder vom Balashram
in noch wesentlich schlechteren Verhältnissen gelebt hatten, zum Teil ohne richtigem Dach über dem Kopf!
Um den Kindern auch in Zukunft eine Unterkunft und Schulbildung zu gewähren, sind weitere Räumlichkeiten/Anschaffungen
unerlässlich. Auch die Liegematten (= Betten) der Kleinsten sind vom vielen Gebrauch zum Teil zerschlissen.
Jede noch so kleine Spende ist ausschlaggebend, diesen Kindern ein Fundament für ihr Leben zu geben!
Erika Schuler